Risk Management

Risiko erkannt, Risiko gebannt?

Ihre Risiken genauestens zu kennen, ist für Unternehmen elementar. Der Grund dafür ist einfach: Unbekannte Gefahren können sich im Fall der Fälle ganz schnell zum folgenschweren Schaden entwickeln. Dies trifft nicht zuletzt auf mögliche Schadenereignisse bedingt durch Naturgefahren zu. Diese rücken als ernstzunehmende Ursache für Sach- und daraus resultierende Betriebsunterbrechungsschäden immer mehr in den Vordergrund. Der Umfang der Auswirkungen ist vorab lokal nur schwer zu prognostizieren, was besonders herausfordernd ist. Dass die Risikobewertung angesichts dessen zum A und O wird, weiß auch Risikoingenieur Marcus Jury. Der Diplom-Ingenieur unterstützt bei Chubb seit vielen Jahren Kunden im Bereich der Risikoprävention – sowohl lokal als auch auf globaler Ebene.

 

1. Wie gehen Sie als Risikoingenieur bei der Bewertung von Risiken vor?

Bei der Risikobewertung nutzen wir Datenbanken, die ein entsprechendes standortbezogenes Rating erlauben. Außerdem ist die Begehung vor Ort ein wichtiger Bestandteil. Wir verschaffen uns hautnah einen Überblick und versuchen zu ermitteln, mit welchen Schadenszenarien im Bereich von Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden im Eintrittsfall zu rechnen ist. Dabei berücksichtigen wir die statistische Wiederkehrperiode bestimmter Ereignisse abhängig von standortspezifischen Parametern. Betriebsart, bauliche Ausführung, Anordnung von Produktionsanlagen, technischen Betriebsräumen und Lagerung sind hier die wesentlichen Parameter, die in die Betrachtung einfließen.

 

2. Welche Faktoren können noch eine Rolle spielen?

Neben diesen den Produktionsablauf selbst betreffenden Faktoren sind auch mögliche Auswirkungen auf Verkehrswege zu beachten, die Engpässe im Zu- und Abfluss der Rohwaren- und Fertigwarenströme sowie des Mitarbeiterzugangs zur Folge haben können. Auch wenn sich der Versicherungsschutz möglicherweise nicht auf ein derartiges Schadenereignis erstreckt, weil auf dem Betriebsgelände kein Sachschaden vorliegt, sind diese Auswirkungen dennoch von besonderer Wichtigkeit und sind daher auch ein Teil der Beratung durch die Risikoingenieure.

 

3. Wo kommen die Daten her, auf denen Ihre Risikobewertung basiert?

Um jegliche Arten von Naturgefahren auf globaler Ebene umfassend beurteilen zu können, greifen wir auf Datenbanksysteme namhafter Rückversicherer zurück. Die lokale Bewertung erfolgt dann in der Regel durch uns Risikoingenieure vor Ort. Zum Beispiel für Hochwassergefährdungen in Deutschland werden zusätzlich spezielle Zonierungssysteme wie „CatNet“, „dotGEO“ oder aber auch lokale Hochwasserkarten der Länder verwendet, die bei der Bewertung der Risiken unterstützen. Hier wird im Bereich der Naturgefahren schwerpunktmäßig die Gefährdung durch Überflutung beziehungsweise Starkniederschläge, aber auch durch Sturm und Hagel berücksichtigt.

 

Wie qualifiziert sind diese Daten?

Besonders im Bereich der Überflutung sollten Datenbankergebnisse nochmal mit den Erfahrungen vor Ort abgeglichen werden. Die Erfahrungen von langjährigen Betriebsangehörigen vor Ort können durchaus ebenso wertvolle Erkenntnisse zur Risikosituation liefern wie Datenbanken. Auch kann es sein, dass in den Datenbanken noch nicht alle Neuerungen berücksichtigt sind, zum Beispiel wenn durch öffentliche Maßnahmen eine Reduzierung der Hochwassergefahr erreicht worden ist, dies allerdings in den Datenbanken noch nicht berücksichtigt wurde.

 

4. Wenn ein Risiko erkannt wurde, wie geht es dann weiter?

Unterstützt durch die Besichtigung vor Ort schlagen wir Schutzkonzepte vor, die angepasst an die vorliegenden Rahmenbedingungen einen zuverlässigen Schutz – bezogen auf die jeweilige Gefahr – erwarten lassen. Um speziell die Gefährdung im Bereich Überflutung beziehungsweise Starkniederschläge zu reduzieren, empfehlen wir üblicherweise spezielle bauliche beziehungsweise technische Maßnahmen.

 

5. Wie sehen solche Maßnahmen aus?

Es geht zum Beispiel darum, Dammsysteme, mobile Hochwasserbarrieren oder Sandsäcke zu schaffen, die vor Ort verfügbar sind und die bei Gefahr von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingesetzt werden können. In hochwassergefährdeten Gebieten ist es auch wichtig, Gebäudeöffnungen (Versorgungskanäle) zu schließen oder abzudichten. Hierbei müssen auch Abwasseranschlüsse in Untergeschossen berücksichtigt werden. Weitere Maßnahmen können die Installation von Pumpenanlagen betreffen, um eindringendes Wasser an Undichtigkeiten abpumpen zu können. Oder aber dass kritische Anlagen beziehungsweise Güter in hochwassersichere Ebenen verlegt werden, genauso wie Verglasungen unter Wasserniveau in hochwasserdichter Ausführung vorhanden sind. Zusätzlich muss auch die Gefahr des Aufschwimmens des Gebäudes und die Einwirkungen des Wasserdrucks auf die Gebäudehülle berücksichtigt werden.

 

6. Gibt es noch mehr zu berücksichtigen?

Neben den technischen oder baulichen Maßnahmen sind ebenfalls eine Reihe organisatorischer Maßnahmen wichtig, um im Eintrittsfall nicht überrascht zu werden und dann ohne unnötigen Zeitverzug die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können. Ein Notfallplan mit Ansprechpartnerinnen und -partnern und deren Telefonnummern, der zudem jährlich aktualisiert wird, ist ein wichtiger Aspekt. Oder auch die relevanten Pegelstände zu beobachten sowie Vorwarnungs- beziehungsweise Alarmierungssysteme einzurichten. Wir empfehlen außerdem regelmäßige Schulung der Belegschaft beziehungsweise des Notfallteams, damit das richtige Vorgehen im Notfall immer „frisch im Kopf“ ist. Nicht zuletzt ist es auch hilfreich, schon vorab mit öffentlichen Stellen, Behörden und der Feuerwehr im Austausch zu sein, um im Bedarfsfall rasche Unterstützung bekommen zu können.

 

7. Sind alle Maßnahmen umgesetzt, ist die Gefahr dann gebannt?

Im Idealfall ist das so oder noch genauer gesagt: Die Gefahr ist bestmöglich gemindert. Natürlich kann sich aber auch herausstellen, dass sich die Auswirkungen von Naturgefahren – insbesondere auf Betriebsunterbrechungen – trotz der ergriffenen Präventionsmaßnahmen doch nicht in dem gewünschten Maß reduzieren lassen. In so einem Fall gilt es entsprechend weitere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Hier kann zum Beispiel über eine Verlagerung der Produktion im Bedarfsfall nachgedacht werden, oder über alternative Logistikkonzepte. Auch bei Neubaumaßnahmen ist eine Risikoanalyse hilfreich, denn die gewonnenen Erkenntnisse können in die bauliche Ausführung einfließen beziehungsweise dabei berücksichtigt werden. Dadurch können Sach- und Betriebsunterbrechungsschäden in Folge von Naturgefahren besser vermieden werden.

 

8. Wie komplex ist eine Risikobewertung?

Für das ein oder andere Unternehmen kann es sicherlich eine echte Herausforderung sein, den eigenen Risiken und den damit verbundenen Erfordernissen gerecht zu werden. In solchen Fällen können wir als Risikoingenieure unterstützend zur Seite stehen, auf unsere langjährige Erfahrung zurückgreifen und durch gezielte, praxisbewährte Lösungsvorschläge zu einer effektiven und effizienten Umsetzung von Verbesserungsmöglichkeiten beitragen. Denn schließlich gilt: Nur durch eine ganzheitliche Vorgehensweise können die Auswirkungen von Unfällen und betrieblichen Störungen verringert und eventuell sogar Einsparmöglichkeiten erzielt werden.

 

Diese Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information. Es handelt sich dabei nicht um eine persönliche Beratung oder Empfehlung für Privatpersonen oder Unternehmen hinsichtlich eines Produkts oder einer Leistung. Die exakten Deckungsbedingungen entnehmen Sie bitte den Versicherungsunterlagen.

Unsere Teams
Unsere Teams

Haben Sie eine Frage?

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf.