Bereits seit mehreren Jahren diskutiert die deutsche Wirtschaft intensiv dieses Thema: der zunehmende Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften. Ob aufgrund des verschärften internationalen Wettbewerbs, insbesondere aber durch den demografischen Wandel bedingt – Unternehmen sehen sich immer stärker mit dem Problem konfrontiert, dass ihre Belegschaft altert, und gleichzeitig geeigneter Nachwuchs fehlt. Dies gilt nicht zuletzt für die Versicherungswirtschaft Deutschlands. Denn trotz vielversprechenden beruflichen Chancen und Perspektiven, die die Branche zu bieten hat, zieht es die gut ausgebildeten Nachwuchskräfte immer seltener in die Assekuranz. Junge Talente könnten für Versicherer infolgedessen schon bald zur zunehmend knappen Ressource werden.
Wie prekär die Lage für die deutsche Versicherungsindustrie bereits ist beziehungsweise sich künftig gestaltet, verdeutlichen dabei die Ergebnisse von „Fachkraft 2030“. Für die Studie von Studitemps.de und der Universität Maastricht wurden Ende März 2019 bundesweit 18.400 Studierenden befragt. Weniger als ein Prozent der Befragten kann sich vorstellen, nach dem Hochschulabschluss im Versicherungswesen tätig zu werden. Die Versicherungsindustrie liegt hinsichtlich der beruflichen Zielbranche von Berufsanfängerinnen und -anfängern auf dem 29. und damit drittletzten Platz. Nur die Bereiche Telekommunikation und IT sowie das Messewesen sind noch unbeliebter. Schon bei der vorherigen Studienerhebung in 2015 konnte die Versicherungsbranche nur wenig überzeugen und lag dabei nur auf dem vorletzten Platz. Für Versicherer und auch Makler ist dies ein besorgniserregendes Ergebnis, zeigt es doch, mit welchen Herausforderungen – wenn nicht genauer gesagt Problemen – sie sich schon jetzt, vor allem aber in Zukunft auseinandersetzen müssen. Denn in der Versicherungsindustrie gilt wie in jeder Branche auch: Talentierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen entscheidend zum Unternehmenserfolg bei.
Warum gilt die Branche aber als unattraktiver Arbeitgeber, gerade unter vielversprechenden Nachwuchstalenten? Möglicherweise liegt es daran, dass die Versicherungsindustrie abseits der Branche oftmals – fälschlicherweise – noch immer das Image der „grauen Maus“ hat. Sie gilt als wenig innovativ, kaum abwechslungsreich und vermeintlich uninteressant. Dieses Bild scheint insbesondere bei den jüngeren Generationen stark verankert. Damit die Versicherungsindustrie künftig nicht vor dem Problem steht, dass offene Stellen nicht beziehungsweise nicht mehr adäquat besetzt werden können, ist sie inzwischen mehr denn je in der Pflicht, Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn die Branche ist besser als ihr Ruf: Sie gilt nicht nur als solide, umsatzstark und zukunftssicher, sondern bietet vor allem auch vielfältige Chancen und Möglichkeiten – und dies für Talente aus den verschiedensten Bereichen. Genau dieser Aspekt scheint Nachwuchskräften häufig jedoch noch neu beziehungsweise nicht bewusst zu sein, so dass sich viele über die sich ihnen in der Versicherungswirtschaft bietenden beruflichen Möglichkeiten gar nicht im Klaren sind. Die Folge ist, dass junge Talente Unternehmen aus der Versicherungsbranche oft erst gar nicht als potenziellen Arbeitgeber in Betracht zieht.
Schaut man sich die verschiedenen Tätigkeitsbereiche und Entwicklungschancen in einem Versicherungsunternehmen an, ist so manch einer angesichts der Möglichkeiten überrascht. So denken die meisten bei Versicherern primär an Vertrieb und Schadenregulierung; gesucht werden aber Spezialistinnen und Spezialisten vieler Fachgebiete. Dazu zählen zum Beispiel die Bereiche Wirtschaftswissenschaft, Jura und Mathematik, aber auch Ingenieurwesen, Kommunikation oder sogar Geologie – die Versicherungsbranche umfasst die unterschiedlichsten Bereiche und Aufgaben und deswegen sind hier auch die unterschiedlichsten Menschen mit dem unterschiedlichsten beruflichen Hintergrund und Know-how gefragt. Nicht umsonst gelten Versicherer als „Haus der 100 Berufe“. Die Voraussetzungen und Chancen sind für die Fachkräfte von morgen also durchaus vielversprechend. Darauf hoffen, dass ihnen jene Talente aber einfach so in den Schoß fallen, sollte die Branche aber nicht. Damit die Versicherungsindustrie den Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht verliert, müssen die Verantwortlichen die Initiative ergreifen – getreu dem Motto „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Prophet kommen“.
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